Oft fällt es schwer, sich in die Stille zu begeben, wo wir noch so viel an Spannung, Emotionen und Gedanken festhalten. Wie soll man sich da denn entspannen? Die Antwort: mit aktiven Meditationen. Denn mit diesen bewegten Meditationen schaffst du es, dich deiner Blockaden und überflüssigen Spannungen zu entledigen und dich langsam in die Stille führen zu lassen. Auch in meinem Buch „Der Schattenwolf in dir„ spreche ich zu Beginn davon, wie wichtig es ist, Wege zu finden, mit Anspannung, inneren Blockaden und Konflikten umzugehen. Diese Meditation ist ideal zu geeignet, sich von der Vergangenheit zu befreien und Raum für Veränderung zu schaffen. Und zwar über den Körper.
Den Körper befreien
Die Kundalini Meditation von Osho ist eine sehr effektive Art, sich am Ende des Tages zu entspannen und loszulassen. Der Körper speichert, was wir nicht durchlassen können. Schwierige Momente, unangenehme Situationen, Dinge, die uns unter die Haut fahren, Wut, Ekel, Angst, Trauma, Stress – all das können wir oft nicht einfach so durch uns durch fließen lassen. Doch das müsste es, damit wir nicht weiter davon beeinflusst werden. Da wir aber meist nicht mit diesen schwer handhabbaren Energien in uns umgehen können, verschließen wir uns ihnen. Wir unterdrücken sie, verstecken sie, vergraben sie. Und um diesen Gefühlen zu entgehen, klammern wir uns an alles, was uns gut tut und gut fühlen lässt. Und auch daran halten wir fest, weil wir ohne sie drohen würden im Trubel unliebsamer Erfahrungen unterzugehen.
Einmal gespeichert, was wir nicht wollen, und einmal abgespeichert, was wir wollen, kreieren wir darauf basierend unsere Bedürfnisse, denen wir nun blindlings hinterherjagen, in der Hoffnung, sie würden uns ein glückliches Leben bescheren und uns Unangenehmes vom Leib halten. Ganz simpel gesagt: Wir spüren etwas im Körper, das wir nicht spüren wollen und suchen nun im Außen etwas, dass dieses Gefühl ersetzt, beseitigt und verdrängt. Und anders herum ist es auch so: Wir erlebten etwas Tolles und suchen nun ständig im Außen nach etwas, dass sich wieder genauso oder ähnlich gut anfühlt. Und solang wir es nicht gefunden haben, fühlen wir uns eben nicht ganz so, wie gewollt. Ein ständiges „von einem weg, zu einem anderen hin“. Und das nur, weil der Körper Dinge speichert, die wir wollen und Dinge speichert, die wir nicht wollen. Doch die Aufgabe des Körpers ist es nicht, all das zu speichern, sondern durchlässig zu bleiben, damit wir sie zwar erfahren (und das auch voll und ganz), dann aber auch wieder ungetrübt und frei in den nächsten, neuen Moment gehen können.
Was wäre, wenn all das Festgehaltene und Angestaute aus uns raus fließen würde? Wenn wir nicht mehr irgendwas suchen müssten, das unseren momentanen Zustand kompensieren oder aufrechterhalten muss?
Wenn unsere Bedürfnisse von uns abfallen würden, die darauf basieren, dass wir in uns Zustände erfahren, die wir nicht erfahren wollen und nun nach Zuständen suchen, die wir unbedingt erfahren möchten, dann wären wir frei. Frei von uns selbst und unserer Vergangenheit, die uns im Hier und Jetzt sonst ständig sagt, was wir tun und lassen, wo wir etwas suchen und vor wem oder was wir flüchten sollen.
Mit dieser aktiven Meditation können wir uns von diesen Altlasten befreien. Wir erlauben es dem Körper, sich von den angestauten Energien und Spannungen zu lösen, damit sie uns nicht mehr rumkommandieren und uns Befehlen können. Das hat zur Folge, dass du lernst mit unangenehmen Situationen umzugehen, in dem du dich locker machst, den Körper entspannst und diese Energien durch dich durch fließen lässt.
Frei für eine neue Zukunft
Stell dir vor, du könntest dich jedesmal innerlich so entspannen, dass bestimmte Situationen, die dich haben anspannen lassen, nun ungehindert durch dich durchfließen. Du nimmst sie weiterhin wahr, du erlebst und erfährst sie (und vielleicht das erste Mal auch gänzlich, ungetrübt und unvoreingenommen). Aber du hast keinen Widerstand mehr. Diese Erfahrungen sind kein Problem mehr und werden nicht durch dein Filter in „das ist gut, das will ich“ und „das ist schlecht, das will ich nicht“ aufgeteilt. Wenn alles ist, wie es ist, kannst du jederzeit alles genau erfahren. Das gesamte Leben. Du schließt nicht mehr aus, du widersetzt dich nicht dem, was sowieso schon bereits eingetroffen ist.
Wenn dem so wäre, könntest du frei von dem Einfluss bestimmter Erfahrungen aus deiner Vergangenheit nun deine Entscheidungen im Jetzt treffen. Du wärest frei, wählen und tun zu können, was du wirklich willst und nicht nur glaubst zu wollen, weil du im Grunde nur eine Erfahrung suchst, die dich gut fühlen lässt und eine Erfahrung meidest, weil du befürchtest, sie würde dich schlecht fühlen lassen. Das ist kompletter Irrsinn, weil du sonst nur den Dingen hinterherjagst und Gefangener deiner Selbst bist. Wenn du dich nach wahrer Freiheit sehnst, dann findest du sie nur in dir. Und zwar genau dort, wo du dir einredest, du wärest nicht frei. Warum redest du dir das ein? Wogegen wehrst du dich? Was wäre, wenn das, was ist in dir kein Problem mehr wäre? Wenn du es in dir nicht mehr ändern müsstest? Was würdest du als nächstes tun?
Wenn wir unterzuckert sind, dann wollen wir Schokolade, Eis und Gummibärchen. Und das sofort. Alles andere ist absolut egal in diesem Moment. Doch kein Eisladen ist in der Nähe. Was für ein Jammer! Jetzt suchst du den nächsten Laden, strampelst dir einen ab, um dort hin zu kommen. Hat er zu, ist der Kummer noch größer. Hat er geöffnet, bist du gerettet. Du bist 2 Stunden geradelt und nun isst du eine Kugel Eis in 5 Minuten und dir geht es wieder gut. Und du redest dir ein, es war deine freie Entscheidung. Was wäre, wenn du vorher noch einen Apfel gegessen hättest, der zufällig in deiner Sporttasche lag? Plötzlich verschwand der Durst nach Zucker. Die Bilder vom heiligen Schokoeis trübten nicht mehr dein Gehirn. Der Wunsch, 2 Stunden durch die Stadt zu diesem Laden zu radeln, verflog. Plötzlich hattest du ganz was anderes im Sinn und hast etwas anderes getan.
Das verdeutlicht, dass wir nur Fähnchen im Wind unserer eigenen Gelüste sind, wenn wir nicht aufpassen und unserer Selbst gewahr werden. Tun wir dies nicht, rennen wir der Freiheit immer nur hinterher und verpassen sie dort, wo sie zu finden ist: Hier und Jetzt. Immer!
Heile deine Vergangenheit
Probier es aus: Anstatt den Gefühlen in dir zu entfliehen oder sie zu kompensieren, versuche, dich mit ihnen zu entspannen und sie durch dich durchfließen zu lassen. Gib die Kontrolle an deinen Körper ab. Tauche in ihn hinein und erlaube es dir, vollständig zu fühlen, was du gerade fühlst. Lass die Muskeln los, entspanne die Atmung und bleibe beim inneren Erleben. Der Körper ist schlau und kann sich selbst regulieren. Er kann diese Erfahrungen durch sich strömen lassen, wenn du nicht mit Hilfe deines Verstandes ihm ständig dazwischen reden und ihn kontrollieren würdest. Lass also von dir selbst los, vom Widerstand, tauche ein in den Körper und gib ihm die Bühne, die er braucht, all deine Erfahrungen zu verarbeiten.
Mit Hilfe der Kundalini Meditation kannst du alte Wunden heilen, gespeicherte Erfahrungen lösen und zudem auch lernen, dich in gegenwärtigen Situationen locker zu machen, sodass du nicht weiter neuen Ballast in dir sammelst. Ich sehe die Kundalini Meditation so: Mit ihr kann ich mich ganz meinem Körper hingeben, meine Vergangenheit erfahren und mich über den Körper davon lösen. Ich muss nicht die Themen therapeutisch behandeln, sondern lediglich die gestaute Energie wieder ins Fließen bringen lassen. Wut, Zorn, Traurigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Einsamkeit, aber auch Liebe, Freude, Ekstase, Lust, Geilheit, Aggression – ich retraumatisiere nicht, gehe nicht in die Geschichte hinein, erlebe es nicht weiter mental. Ich gehe in den Körper und bleibe mit dem, was sich zeigt.
Ich schiebe nichts an, ich erzwinge nichts. Ich halte an nichts fest. Ich lasse geschehen. Ähnlich, wie beim Latihan, nur kraftvoller, energischer und mit mehr „Körpereinsatz“. Was auch immer ist, ist. Ich beobachte und lass es zu. Ich weiß, dass mein Körper nur so weit geht, wie er es in diesem Moment verkraften kann. Er wird mich nicht in Abgründe treiben. Ich vertraue meinem Körper. Vollkommene Präsenz und Gegenwärtigkeit. Absichtslos. Pure Meditation. Ich bin neugierig, offen, unvoreingenommen und hingebungsvoll. Ich lerne mich kennen. Das, was in mir ist und mich im Hintergrund bevormundet kommt nun ans Licht. Jetzt habe ich die Chance, es zu erkennen. Und aus diesem Erkennen kommt die Befreiung, weil ich mich davon lösen kann. Und habe ich mich durch den Prozess gelöst, kann ich nach der Erfahrung mich verändern (Mehr zu diesem Prozess des Erkennens, Befreiens und Veränderns findest du in meinem Buch „Der Schattenwolf in dir“).
Ich habe es gefühlt, ich habe es erfahren und ich habe gemerkt, dass das alles kein Problem ist. Nichts davon hindert mich an einem erfüllten Leben. Im Gegenteil: Gerade weil ich es nicht mehr anders oder weg haben will und durch mein Zulassen und Fühlen integriert habe, steht es mir nicht mehr im Weg. Ich stehe mir nicht mehr im Weg. Jetzt bin ich wirklich frei, mich nach meinem Wunsch zu verändern. Nicht aufgrund meiner Vergangenheit und die daran gebunden Ängste und Begierden, sondern aus einem ungetrübten, reinen Jetzt heraus. Offen für das Leben. In Einheit und im Ja. Ganzheit, Verbundenheit und Freude – ein neuer Zugang zum Leben und zu mir selbst entsteht. Hier beginnt das Leben wundervoll zu werden. Nicht, weil ich etwas bekommen habe, sondern weil ich mich von dem befreit hab, was so viele Jahre in mir war und mich bestimmt hat. Ich habe es selbst gelöst. Ich bin da selbst durch gegangen und geheilt hervorgekommen. Stolz, Demut, Dankbarkeit, Liebe. Und manchmal auch einfach nur: Frieden.
So funktioniert die Kundalini Meditation
Video
Passend zu diesem Artikel gibt es auch ein Video, in dem ich dir die einzelnen Phasen genau erkläre.
Musik
Hierfür gibt es eine spezielle Musik von Deuter, die du dir hier downloaden kannst:
bei Amazon kaufen (Affiliate Link)
Dauer
Sie dauert eine Stunde und hat vier Phasen zu je 15 Minuten, wobei die ersten zwei Phasen aktiv und in Bewegung sind und uns langsam in die Stille der letzten Phasen führen. Die einzelnen Phasen werden dir durch die entsprechende Musik angezeigt (die Musik wechselt deutlich zwischen den jeweiligen Phasen), sodass du dich voll und ganz in die Meditation begeben kannst.
PHASE EINS – SCHÜTTELN
Stehe schulterbreit da, locker in der Hüfte, den Knien und Fußgelenken. Sinke etwas in die Knie ein, sodass sich ein kleines Zittern in den Beinen bemerkbar macht. Nimm das Zittern auf und lass es sich von unten nach oben, von den Füßen an durch den ganzen Körper als ein Schütteln ausbreiten. Lass das Schütteln deinen Körper übernehmen, schüttle nicht selbst. Du kannst es am Anfang anschieben und einladen und gib dann dem Schütteln den Raum, wie es dein Körper gerade braucht. Werde zum Beobachter und lass geschehen, was geschehen will. Lass den Kiefer locker und mach die Zähne auseinander, das entspannt. Erlaube es dir, loszulassen! Die Augen können sowohl auf, als auch zu sein.
PHASE ZWEI – TANZEN
Erlaube es, dem Körper sich so zu bewegen, wie er es braucht. Tanze mit einer absichtslosen Haltung. Kein Disco-Tanz, kein „schön aussehen und richtig machen“. Erlaube es, den Dingen die da sind, sich auszudrücken, wie sie es wollen – über den Körper. Gib die Kontrolle an die Weisheit des Körpers ab. Gib ihm nach, denn er weiß, was er braucht, um wieder in Fluss zu kommen. Misch dich nicht ein, lass deinen Tanz geschehen. Auch hier können die Augen auf oder zu sein.
„Genieße es, aber erzwinge es nicht. Wenn du etwas erzwingen willst, kannst du es nicht genießen, wenn du etwas genießt, kannst du es nicht zwingen.“ – Osho
PHASE DREI – LAUSCHEN
Bleib stehen oder setz dich. Schließe deine Augen und lausche zur Musik. Lass sie durch dich durchgehen, als stündest du unter einer Dusche. Beobachte, was im Außen und in deinem Innersten geschieht, ohne dich einzumischen.
PHASE VIER – STILLE
Setz dich hin oder verbringe die Phase liegend auf dem Rücken. Lass deine Augen
geschlossen und werde ganz still und entspanne.
Du kannst diese Meditation allein oder in einer Gruppe machen. Genieße den Kontakt zu dir und deinem Körper. Ich wünsche dir viel Spaß mit dieser Meditation!
Wenn du noch mehr über Entspannungstechniken lernen und deine Meditationspraxis beginnen oder vertiefen möchtest, dann empfehle ich dir meinen ATEM-Onlinekurs – Der Onlinekurs für Achtsamkeitstraining, Entspannung und Meditation.
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