Wir wollen gern, dass uns keine Dinge passieren, die uns wehtun. Dinge, die uns wehtun, nennen wir Probleme. Sie verursachen Störung , Konflikte, Anspannung, Unwohlsein und sogar auch Schmerz. Das beunruhigt uns und wir machen uns auf, dafür zu sorgen, dass das Problem schnell gelöst wird. So versuchen wir wieder in den Ruhemodus und in die Balance zu kommen, sprich: in die Entspannung.
Doch leider bemerken wir oft nicht, was wir uns deswegen angeeignet haben: Einmal eine schmerzliche Problemerfahrung gemacht, fangen wir an, zu vermeiden, was zu diesem Problem geführt hat. „Erfahrung + zugehörige Erinnerung“ wird mit jedem neuen Umstand, der Anteile der Erst-Erfahrung in sich trägt, zu einer weiteren Erinnerung, bis es nicht nur eine erinnerte Erfahrung ist, sondern eine Vielzahl erinnerter, erinnerter, erinnerter Erfahrungen. Das heißt, mit jeder weiteren ähnlichen Erfahrung, wächst die Erinnerung an den Ursprung und somit an den Ursprungsschmerz. Nun wächst also der Schmerz selbst: Früher war er nur an eine Erinnerung geknüpft, doch da er unverarbeitet blieb, heftete er sich mit der Zeit an unzählige weitere, die nun unseren Umgang mit unserem Schmerz und somit den Umgang mit unserem Leben bestimmen. Wir fühlen uns als Opfer unserer Lebensumstände, da nun scheinbar alles Schmerz auslöst.
Achtung, jetzt wird es spannend:
In dem Moment, wo uns etwas erschüttert und zu einem Problem wird, entsteht eine Art von Schmerz. Manchmal erkenntlich, manchmal subtil. Anstatt diesen Schmerz in uns zu lösen, suchen wir im Außen nach dem, was diesen Schmerz ausgelöst hat. Das, was wir im Außen finden, nennen wir „Problem“. Jetzt tun wir alles, damit dieses äußere Problem nicht wieder auftaucht, damit es unseren Schmerz nicht wieder auslöst (und wir können uns selbst zu unserem eigenen Problem machen). Das kann alles mögliche sein, von Manipulation, über Kontrolle, bis sogar zu dem Punkt, wo wir uns unser Leid immer wieder selbst antun, nur um uns selbst zu bestätigen, was wir schon wußten, nach dem Motto: „Weiß ich, was mich erwartet, kann es mir nichts anhaben.“ Denke ich, ich bin scheiße, tut es mir nicht mehr so weh, wenn jemand anderes mich für scheiße hält. Ich hab es schließlich ja selbst schon gewusst.
Doch was wir übersehen, ist: Wir haben das Problem im Außen lösen wollen, doch das Problem ist in uns. Wir haben Schmerz gespürt und diesen nicht durch uns fließen lassen. Wir haben an ihm festgehalten und uns angespannt und tun nun alles mögliche, damit niemand diese Anspannung berührt und wir somit diesen Schmerz nicht mehr fühlen müssen. Wir spalten uns von einem Teil in uns ab. Dem Teil, der die ganze Zeit über noch wehtut. Den Teil, den wir nicht fühlen wollten und wollen.
Hätten wir im Moment der Schmerzauslösung den Schmerz zugelassen und in seiner Ganzheit gefühlt, würde im Außen kein Problem entstehen.
Denn dann würden wir nicht in der Angst leben, irgendetwas könne diesen Schmerz wieder treffen. Wir müssten diesen Schmerz nicht mehr schützen. Denn der Schmerz ist entweder nicht mehr da, oder er tut uns nicht mehr weh, bzw. er macht uns keine Angst mehr. Haben wir keine Angst mehr vor dem Schmerz in uns, gibt es auch keinen Grund im Außen nach der Bedrohung zu suchen, die diesem Schmerz gefährlich werden könnte.
Letztlich heißt das, wir finden Heilung dadurch, in dem wir aus dem Problem kein Problem mehr machen. Das heißt, das Problem, bzw. die Situation ist womöglich immer noch da, aber sie ist kein Problem mehr. Sie löst lediglich etwas aus, wovor wir keine Angst mehr haben.
Das klingt einfach und banal, geht aber tief:
Wenn die Situationen im Außen sein können, wie sie wollen, mache ich mich von ihnen frei. Ich überlasse sie sich selbst und nehme es nicht mehr persönlich. Auch dann, wenn ich darin involviert bin. Ich entspanne mich tief mit dem Leben. Ich muss nicht mehr dafür sorgen, dass es sich das Leben so verhält, wie ich es gern hätte, vor allem nicht so, dass es meinen Schmerz trifft – oder eben besser nicht. Ich muss es nicht mehr kontrollieren, ich muss mich nicht mehr um mich und mein Leben kümmern. Ich kann es einfach laufen lassen, ich kann mich frei machen.
Ja, das ist tatsächlich das, was kommt: Befreiung.
Und trifft dann das Leben deinen Schmerz, dann fühlst du ihn und lässt ihn zu. Du stellst dich der Angst und der Bedrohung. Du merkst, dass es weh tut, aber mehr auch nicht… und dass es beim nächsten Mal gar nicht mehr so weh tut… und dass du dir nicht mehr eine Geschichte erzählst, die du schwer mit dir rumträgst, wie bspw. wie unfair das Leben doch ist, oder wie scheiße du bist.
All der Ballast fällt ab, einfach nur, weil du es dir erlaubt hast zu fühlen, statt festzuhalten. Du lässt es zu, dass es so ist, wie es ist und lässt zu, dass es sich anfühlt, wie es sich anfühlt und du lässt los, von dem Drang danach, eine Ursache, eine Bedrohung, einen Feind oder einfach gesagt: ein „Problem“ aus dem zu machen, was deiner Meinung danach verantwortlich ist.
Der Einzige, der Verantwortung für das-Problem-generieren und den Schmerz in dir ist, bist du selbst.
Du bist es, der aus einer Situation ein Problem macht, weil du Schmerz spürst, den du nicht spüren willst und deshalb anfängst, Dinge zu tun, die diesen Schmerz umgehen. Somit behältst du den Schmerz in dir und sicherst dein Leben ab, packst es in Watte oder sichere, angebliche Wahrheiten über dich und das Leben, die so zurechtgebastelt sind, dass sie in dein Schema, in deinen Glauben passen. Nur, damit du nicht den Schmerz spürst, den du immer noch mit dir rumträgst. Dadurch, dass du ihn aber nicht loslässt, ist er da. Du hältst ihn am Leben und richtest dein Leben nach diesem Schmerz aus. Subtil fühlst du ihn also die ganze Zeit, wie einen Schleier oder einen Schatten in deinem Nacken.
Und du erinnerst dich immer wieder an ihn, damit du Vorkehrungen treffen kannst, ihn nicht zu fühlen. Du schaust deinem Schmerz und deiner Angst vor ihm immer wieder nach, um dann zu schauen, was du tun kannst, diesem aus dem Weg zu gehen.
Wer hat den Schmerz dir angetan? Du selbst warst es durch dein Festhalten und nicht fühlen wollen, durch deine Geschichten, Interpretationen und Abwehrmechanismen, die nun dein Leben bestimmen.
Du bist es, der den Schmerz hat, du bist es, der den Schmerz nicht haben will, du bist es, der sich immer an den Schmerz erinnert und du bist es, der ausflippt, wenn jemand deinen Schmerz sichtbar macht.
Doch du bist es, der die Verantwortung hat und sich vom Schmerz lösen kann.
Wie gelingt das?
- Erkenne, dass du daran schuld bist. Gestehe es dir ein und sei ehrlich zu dir: „Ich halte meinen Schmerz am Leben. Ich vermeide meinen Schmerz, weil ich ihn nicht fühlen will. Und deshalb habe ich bisher alles und jeden angegriffen, der mir meinen Schmerz gezeigt hat.“
- Mach aus dieser Erkenntnis kein Problem, sondern Vergebung. Vergib dem Leben, der Vergangenheit und deinem gegenüberstehenden Auslöser: „Ich habe es bisher nicht gesehen. Jetzt aber sehe ich es. Es tut mir leid, was ich mir und anderen die ganze Zeit angetan habe. Dass ich die ganze Zeit schmerz spüre, wegen etwas, dass eigentlich schon lang vorbei ist, ist meine Schuld. Ich vergebe mir, dass ich es getan habe. Ich wusste es nicht besser und konnte es nicht anders. Und ich vergebe dem oder das, was mir das angetan hat. Es tat mir ungeheuer weh. Und ich wünschte mir, ich hätte es nicht erlebt. Doch es ist geschehen und ich werde nicht weiter an diesem Schmerz festhalten. Ich vergebe alles und jedem, damit ich mich heute davon befreien kann.“
- Fühle den Schmerz: „Ich bin bereit, zu fühlen, was ich bisher verdrängt hatte. Ich atme und entspanne und gebe die Gefühle in mir frei. Was mit Schmerz kam, wird mit Schmerz gehen. Ich bin bereit, diesen Schmerz zu fühlen. In Liebe und Dankbarkeit, weil ich weiss, dass ich ihn loslassen muss, damit er nicht mehr über mich und mein Leben bestimmt. Dieser Schritt ist sehr mutig. Und ich bin stolz auf mich, diesen Mut aufzubringen. Ich tue es für mich.“
- Fühle die Gedanken, die mit dem Schmerz zusammen hängen und die du dir dein Leben lang schon erzählt hast.
- Fühle die Geschichte deine Lebens, das Konstrukt, dass mit dem Auslösen des Schmerzes mit hochkommt.
- Befreie dich davon, in dem du nicht mehr unterdrückst, nicht mehr wegsiehst, nicht mehr schönredest oder dir Ausreden suchst. Suche keinen Schuldigen, gestalte dir nicht die Welt wieder so, dass der Schmerz erträglicher wird. Lass den Schmerz in dir zu.
- Gehe durch dieses Feuer. Verbrenne in ihm, höre nicht mehr auf das, was du dir all die Jahre zuvor eingeredet hast. Mögen die Beweise, die du anbringst, warum du Recht hast, aus noch so plausibel sein.
- Entspanne dich tief in diesen Läuterungsprozess hinein.
- Was mit Schmerz kam, wird mit Schmerz gehen. Ein Messer in die Brust zu bekommen, tut weh, es hinauszuziehen auch. Willst du weiter mit dem Messer umher rennen oder es endlich entfernen, heilen, genesen und dann frei sein? Frei von dem Druck, dich um dich und das Leben sorgen zu müssen.
„Der Schmerz kommt und ich fühle ihn. Bruchstückhafte Erinnerungen kommen hoch. Der Schmerz ist vertraut. Ich habe ihn wohl nicht erst seit gestern. Gedankenfetzen kommen. Beweise, dass ich recht mit meinem Schmerz und meinen Beschuldigungen habe. Ich gehe nicht auf die Gedanken ein. Ich wehre mich auch nicht gegen sie. Ich entspanne mich noch mehr. So gut es geht. Im tiefsten Chaos, im größte Orkan bleibe ich ruhig. Der Körper bleibt locker. Auch wenn die Gedanken sich gegen mich richten und mir erzählen, ich würde mich verraten – ich bleibe locker. Ich atme und entspanne und lasse das alles in mir zirkulieren. Ich baue kein weiteres Konstrukt auf. Jetzt sehe ich, was ich die Jahre über aufgebaut habe. Jetzt fühle ich es. Und ich bin bereit, das zu fühlen. Nicht, um es loszuwerden. Von mir aus, darf es bleiben. Auf dass ich es immer wieder fühle, bis an mein Lebensende. Und jedesmal entspanne ich mich und trenne mich von meinem Gedankenkonstrukt. Dadurch halte ich es nicht am Leben und befreie mich. Auch, wenn ich das in diesem Moment nicht sehe oder weiß. Ich werde es wagen.“
Das hier geht mit allen Themen; Beziehung, Liebe, Sex, Geld, Zugehörigkeit, Ansehen, was auch immer. Lass all den Schmerz zu, den du festhältst und löse dich von deinem daran gebundenen und gezüchtetem Ich, dass aus dem Leben angefangen hat, ein Problem zu machen.
Löse nicht mehr die Probleme, damit sie dir nichts mehr anhaben. Mache aus den Problemen keine Probleme mehr. Habe keine Angst mehr vor dem Schmerz. Fühle es vollständig und befreie dich dadurch.
PS: Auch du kannst ein „äußeres Problem“ sein.
Auch das, was du dir über dich und die Welt erzählst, kann zu einem Problem für dich werden, welches du lösen willst. Können wir im Außen nichts erreichen, versuchen wir aus uns ein Problem zu machen. Der Vorgang ist hier genau der gleiche. Fühle auch hier, welchen Schmerz du umgehen willst, in dem du ein Problem aus dir machst. Fühle noch vor dem Problem. Fühle in den Moment hinein, noch bevor der Schmerz zu einem Problem wird, noch bevor du einen Schuldigen für das Problem suchst (sei es jemand im Außen oder du selbst). Bleibe in diesem Punkt und das Problem an sich verschwindet. Nicht die Situation. Das Problem an sich löst sich auf. Und alles, was kommt wird keine Macht mehr über dich haben, weil die Angst fehlt. Weil der Schmerz fehlt, weil du den Schmerz, sollte er noch da sein, nicht mehr als Problem siehst.
Weil dein Leben auch mit Schmerz toll sein kann. Weil du keinen Teil mehr in dir verneinst oder abspaltest. Du findest zurück zu Einheit und Ganzheit. Weil du aus dem Schmerz auch kein Problem mehr machst.
Und weil es grundsätzlich keine Probleme mehr gibt. Nie mehr. Und jedesmal, wenn dir dieser letze Satz aufstößt, fühle die Angst und den Schmerz, den er auslöst und löse auch diesen Satz für dich auf, um dich komplett frei zu machen und das Leben zu leben, wie es ist. Mit offenen Armen und angstfrei im Herzen.
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