In der Welt der Achtsamkeit und persönlichen Entwicklung begegnen uns immer wieder Konzepte, die unser Verständnis von Energie und Selbstschutz herausfordern. Insbesondere die Lehren von Michael A. Singer bieten uns eine tiefgehende Perspektive, wie wir mit den Energien anderer Menschen umgehen können. Die zentrale Frage lautet: Wie können wir die Energie anderer wahrnehmen und durch uns hindurch fließen lassen, ohne uns von ihr vereinnahmen zu lassen – und gleichzeitig unsere eigene Energie und unseren inneren Frieden bewahren?
In diesem Blog-Post wollen wir zwei zentrale Themen miteinander verbinden, die sowohl in Michael Singers Lehren als auch in der täglichen Praxis von Achtsamkeit eine Rolle spielen: „Alles durch mich hindurch fließen lassen“ – bedeutet das passiv alles zu erdulden? und Wie finden wir die richtige Balance zwischen Akzeptanz und Selbstschutz?
Die universelle Energie: Alles ist miteinander verbunden
Laut Michael A. Singer gibt es keine „gute“ oder „schlechte“ Energie – es gibt nur Energie, die durch alles und jeden hindurchfließt. Diese Perspektive hilft uns zu verstehen, dass die Gefühle und Emotionen anderer nicht „unsere“ oder „ihre“ Energie sind, sondern Ausdruck der universellen Energie, die im Moment erscheint. Wenn jemand in unserer Nähe seine Wut oder Negativität ablädt, ist das einfach ein Moment, in dem diese Energie durch uns hindurchfließt. Doch was bedeutet das für uns? Müssen wir uns dieser Energie immer ausliefern?
Es gibt ein Missverständnis, dass „alles durch uns hindurch fließen zu lassen“ bedeutet, passiv zu bleiben und alles zu erdulden. Michael A. Singer fordert uns nicht dazu auf, uns wiederholt in unangenehme oder toxische Situationen zu begeben, nur weil wir die Fähigkeit haben, negative Energien durch uns hindurch fließen zu lassen. Es geht vielmehr darum, die Energie wahrzunehmen, ohne uns mit ihr zu identifizieren oder in ihr aufzugehen.
Die Kunst, Energie durch uns hindurch fließen zu lassen – aber nicht passiv zu erdulden
Ein häufiger Gedanke, den viele Menschen haben, ist, dass sie, wenn sie sich der negativen Energie anderer aussetzen, einfach alles „wegatmen“ können. Sie glauben, sie müssten jede unangenehme Energie einfach durch sich hindurch fließen lassen, ohne darauf zu reagieren. Doch das führt zu einem Missverständnis der Praxis. Ja, wir können lernen, Energie durch uns hindurch fließen zu lassen, aber das bedeutet nicht, dass wir uns ständig einer Quelle von Negativität aussetzen müssen.
Ein einfaches Beispiel: Wenn du in einem Raum voller Rauch bist, ist es nicht gesund, einfach weiter zu atmen, nur weil du in der Lage bist, den Rauch zu atmen. Du würdest schnell erkennen, dass es notwendig ist, den Raum zu verlassen oder das Fenster zu öffnen, um den Schaden zu vermeiden. Dasselbe gilt für die Energie anderer Menschen. Wenn du dich regelmäßig in einer toxischen Dynamik befindest, in der jemand seine Wut oder Negativität bei dir ablädt, ist es gesund, sich zu fragen, ob du weiterhin in dieser Situation bleiben möchtest.
Selbstschutz: Wann ist es gesund, sich zurückzuziehen?
Selbstschutz ist ein wichtiger Bestandteil der Achtsamkeit und steht nicht im Widerspruch zu den Lehren von Michael Singer. Es ist völlig gesund und notwendig, sich vor wiederholter negativer Energie zu schützen, um den inneren Frieden zu bewahren. Du hast die Wahl, wie du auf jede Situation reagierst, und du musst dich nicht verpflichtet fühlen, in jede unangenehme oder toxische Situation einzutauchen, nur weil du die Fähigkeit hast, diese Energie durch dich hindurch fließen zu lassen.
Gesunder Selbstschutz bedeutet nicht, vor den negativen Emotionen anderer zu fliehen oder ihre Gefühle abzulehnen, sondern dass du bewusste Entscheidungen triffst, um deine eigene Energie zu bewahren und deine innere Ruhe zu schützen. Wenn du merkst, dass jemand regelmäßig seine Negativität bei dir ablädt und du emotional aufgewühlt wirst, dann ist es keine Flucht, sich zurückzuziehen oder klare Grenzen zu setzen. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge und Achtsamkeit.
Wie kannst du dich selbst schützen?
Setze klare Grenzen: Du kannst mitfühlend auf eine Person reagieren, aber gleichzeitig deutlich machen, dass du dich nicht in der Situation aufhalten kannst, wenn die Negativität weiterhin auf dich übertragen wird. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Selbstachtung und Respekt für deine eigene Energie.
Verlasse die Situation, wenn nötig: Manchmal ist es einfach nicht gesund, in einer belastenden Situation zu bleiben. Du kannst dich entscheiden, dich aus der Konfrontation zurückzuziehen, um dich emotional zu schützen und deine Energie zu bewahren.
Achte auf deine eigene Energie: Werde dir bewusst, wie du dich in bestimmten Situationen fühlst. Wenn du merkst, dass die Energie einer anderen Person dich stark beeinflusst, ist es ein Signal, dass du achtsam mit dir selbst umgehen und deine Energie schützen solltest.
Vermeide es, in die Reaktivität zu verfallen: Du kannst die Emotionen der anderen Person wahrnehmen und anerkennen, ohne dich von ihnen mitreißen zu lassen. Deine eigene Ruhe und Klarheit bleiben unberührt.
Es geht nicht darum, unangenehme Situationen zu meiden
Die Lehren von Michael A. Singer betonen, dass wir nicht vor unangenehmen Gefühlen oder schwierigen Situationen davonlaufen sollten. Sie gehören zum Leben dazu. Doch das bedeutet nicht, dass wir uns immer wieder in unangenehme oder toxische Situationen begeben müssen. Es geht vielmehr darum, achtsam zu wählen, in welchen Umfeldern wir uns aufhalten und welche Energien wir in unser Leben einladen.
Du kannst schwierige Emotionen und herausfordernde Situationen annehmen, aber du musst nicht unnötig leiden oder dich wiederholt in belastende Situationen begeben. Du hast die Wahl, wie du auf jede Situation reagierst. Manchmal bedeutet das, sich zu distanzieren oder gesunde Grenzen zu setzen, um deine Energie zu schützen.
Fazit: Die Balance zwischen Akzeptanz und Selbstschutz
Die Kunst des Umgangs mit der Energie anderer liegt in der Balance zwischen Akzeptanz und Selbstschutz. Akzeptanz bedeutet, die Energie der Welt und der anderen Menschen ohne Wertung wahrzunehmen und sie einfach durch uns hindurch fließen zu lassen, ohne uns mit ihr zu identifizieren. Selbstschutz bedeutet, dass du bewusst entscheidest, wie und wo du deine Energie investierst, um dich nicht wiederholt in toxischen oder destruktiven Umfeldern zu befinden.
Indem du klare Grenzen setzt und achtsam mit deiner eigenen Energie umgehst, kannst du sowohl den inneren Frieden bewahren als auch dich selbst schützen. Es geht nicht darum, unangenehme oder schwierige Situationen zu meiden, sondern darum, wie du in diesen Situationen reagierst – mit Achtsamkeit, Respekt und Selbstfürsorge. So kannst du in einer Welt voller unterschiedlicher Energien bleiben, ohne dich von der Negativität anderer mitreißen zu lassen.